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Haben: Ein Habender werden











        für jeden von uns Dreien. Wie viel   Schule. Gemeinsam schaffen wir     Vor  dem  Zubettgehen  fällt  dieses
        haben wir schon gemeinsam vor       es, das Zeltdach herunterzuneh-     Lied ein: Diesen Tag Herr, leg ich
        und mit Jesus gerungen, gesun-      men und das Zeltgestänge zu zerle-  zurück in Deine Hände, denn Du
        gen, Sünden bekannt, Sündenver-     gen. Dann muss er gehen. Lernen     gabst ihn mir, …
        gebung zugesprochen bekommen        für eine wichtige Klassenarbeit. Oli   Ich blicke noch mal auf diesen Tag
        und zugesprochen, gelacht und       ist ungefähr einen Kopf größer als   zurück. Erst jetzt fällt mir das The-
        geweint.  Aber  auch  (oftmals)  ge-  ich. Das ist sehr geschickt für diese   ma wieder ein: Ein Habender wer-
        schwiegen, gehört, Missverständ-    Arbeit.                             den. Und mir fällt auch der Gedan-
        nisse geklärt, …                    Als Hans dann kommt, um zu hel-     ke vom Morgen ein:  Ich  bin ein
        Auf dem Heimweg geht es dann        fen, brauchen wir das Zelt nur noch   Habender, denn ich habe keine
        beim Bäcker vorbei. Heute gibt ´s   in den bereitgestellten Anhänger la-  Lust aufzustehen.
        zum Frühstück frische Brötchen      den. Fertig.                        Doch dieser Tag zeigt mir deutlich:
        und für meine Frau eine Laugen-     Wir reden noch ein wenig über per-  Ich bin wirklich schon ein Haben-
        brezel. Die mag sie so gerne. Ge-   sönliche Dinge und dann trennen     der. Ich habe Freunde, mit denen
        priesen bist du Herr, unser Gott,   sich unsere Wege wieder. Für mich   ich beten und reden kann. Ich bin
        der du das Brot aus der Erde her-   gibt es noch verschiedene Sachen    versorgt  mit  Essen  und  Trinken.
        vorbringst.                         aufzuräumen und ein paar kleinere   Ich habe Helfer zur rechten Zeit.
        Um 7.30 Uhr fahr ich los zur Ar-    Arbeiten zu erledigen. Dann fahr    Ich habe das Vorrecht, in einer Ge-
        beit in unsere Lebensgemeinschaft   ich nach Hause.                     meinschaft leben zu können, in der
        Mühlrad. Das sechseckige Pago-      Um 18.30 Uhr fahr ich noch mal      es selbstverständlich ist, einander
        denzelt muss abgebaut werden. Da    zu Freunden, um mit ihnen ein äl-   auszuhelfen, wenn jemand etwas
        sollte man wenigstens zu dritt sein.   teres Haus anzuschauen, das zu ver-  braucht. Ich bin reichlich beschenkt,
        Hans hat zugesagt zu kommen.        kaufen ist. Ich schaue unheimlich   versorgt, gesegnet.
        Auf den ist Verlass. Oli konnte mir   gerne ältere Häuser an. Das finde   Ihr seid das Licht (die Habenden?)
        keine definitive Zusage machen.     ich sehr spannend.                  der Welt.
        Notfalls frage ich die Männer vom   Abends, 20.15 Uhr, ist dann noch
        nahegelegenen Bauernhof um Hil-     ein Treffen des Leitungsteams bei
        fe. Irgendwie habe ich ein flaues   uns.    Austau-
        Gefühl im Magen. Das kommt öf-      schen,   planen,
        ter bei unklaren Situationen.       beten. 22.45
        Genau fünf Wochen stand das Zelt    Uhr: tatsäch-
        bei uns im Mühlengarten.  Wir       lich Feier-
        konnten es kostenlos benutzen.      abend.
        Das Wetter war sehr durchwach-
        sen in dieser Zeit und bei mehreren
        Veranstaltungen diente dieses Zelt
        als Schutz. Heute, pünktlich zum
        Abbau, ist es trocken. Ich putze die
        Zeltplanen mit einem Dampfreini-
        ger.
        Um 11.00 Uhr ist Arbeitsunterbre-
        chung. Da habe ich einen wichti-
        gen Termin. Dadurch verlege ich
        dann auch die Mittagspause nach
        vorne.
        Nach dem Essen, die Seitenplanen
        sind gerade sauber, trocken und zu-
        sammengelegt, kommt Oli von der



  18                                                            Fotos Seite 16 -18: © Hennry Wirth
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